Wer heute in einem Kaffeehaus arbeiten möchte, muss nicht unbedingt als Kellner oder Barista anheuern. Auch hierzulande finden sich glücklicherweise immer mehr Pioniere, die es wagen, das Notebook mit ins Café zu nehmen und dort bei einem Latte Macchiato geschäftig zu tun. Dennoch erntet man dabei vielerorts noch immer verwunderte Blicke – speziell dann, wenn man nicht gerade in einem Coffee Shop in der Großstadt online geht, sondern sich mit seiner Workstation etwa an einem Stehtisch beim Bäcker ums Eck breit macht und dazu Automatenkaffee schlürft.

Bilder, wie man sie schon vor Jahren in den USA sehen konnte, wenn man eine Starbucks Filiale betritt und sich beim Anblick all der Freischaffenden, Kreativen und Studenten mit ihren Laptops fast fehl am Platz vorkommt, um dann verstohlen „nur“ einen Capuccino zu bestellen, werden in Europa wohl noch länger auf sich warten lassen.

Nun gut, man muss ja nicht gleich jeden neuen Trend aus den Staaten übernehmen, der über den großen Teich schwappt. Ist der Trend, im Café inmitten anderer Leute zu arbeiten aber wirklich eine amerikanische Erfindung oder vielleicht auch nur eine europäische Wiederentdeckung? Was etwa ist mit Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, Adolf Loos oder Sigmund Freud, die immer wieder das Wiener Café Central besuchten und dort vielleicht sogar ihre grandiosesten Einfälle hatten?

Diese Gäste waren sicherlich nicht nur anwesend, um eine Melange mit Apfelstrudel zu genießen, sondern vielmehr das besondere Flair für sich zu nutzen, um ihre Kreativität anzuregen und vielleicht auch mit dem Schreibblock dazusitzen, bis ein Geistesblitz eintraf und wieder ein paar Worte zu Papier gebracht wurden. Vielleicht also gar nicht so unterschiedlich zur heutigen, so genannten digitalen Bohème.