Büroarbeit wie wir sie bisher kannten, gehört der Vergangenheit an – dem mobilen Arbeiten und dem Home Office gehört die Zukunft. So hört und liest man es immer öfter aus verschiedensten Ecken und Branchen derzeit. Indem das Coronavirus Angestellte auf der ganzen Welt dazu gezwungen hat, von daheim zu arbeiten, hat es gleichzeitig vielen Arbeitgebern die Augen für neue Wege der Arbeit geöffnet. 

Unternehmen wir Twitter und Square haben bereits verlautbart, ihren Unternehmen für alle Zeit das Arbeiten von daheim zu ermöglichen. Große internationale Konzerne wie Barclays oder Mondelez denken bereits daran, ihre  Büroflächen deutlich zu reduzieren. Bilder von Tausenden von Menschen, die täglich in einen Bürokomplex zusammenströmen, könnten künftig rarer werden. Schon heute werden viele führende Unternehmen von Menschen betrieben, die daheim am Küchentisch oder im improvisierten Büro daheim sitzen. Aber ist diese Form der Arbeit tatsächlich das Beste für Mitarbeiter und Arbeitgeber? 

Arbeitsweg
 

Mittelfristig werden viele Betriebe wohl auch noch einige Zeit beim aktuellen Modell des Home Office bleiben. In einer langfristigen Perspektive allerdings zeigen sich auch schwerwiegende Gründe, die dafür sprechen, dass und das klassische Büro noch erhalten bleiben wird. 

Die Angst vor Home Office schwindet

In der Welt vor Corona wägten Arbeitgeber die Vor- und Nachteile von mobilem Arbeiten genau ab. Nur ein kleiner Teil aller Angestellten hatte in der Folge überhaupt die Möglichkeit dazu, ab und zu von daheim aus zu arbeiten. Funktioniert die Zusammenarbeit auf Distanz überhaupt? Erbringen die Mitarbeiter ihre gewohnte Leistung oder betrügen sie uns bei der Zeitaufzeichnung?  Wie werden unsere Kunden darauf reagieren? Viele der Bedenken, die die Entscheider bisher hatten, wurden quasi über Nacht weggespült. Vielfach stellte sich heraus, dass es kaum oder überhaupt keine Hindernisse gibt. 

Studien zeigen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuhause ebenso viel Leistung erbringen wie im Büro und gleich zufrieden sind. Daheim wird vor allem der Umstand geschätzt, dass der Weg zur Arbeit erspart bleibt und damit Zeit, aber auch Geld gespart wird (für Benzin, aber auch für das Essen außer Haus). 

 

Ein Schub für das mentale und soziale Wohlbefinden

Neben den positiven Seiten von Home Office finden sich aber ebenso auch einige nicht so positive. Viele Angestellte berichten, dass sie sich während der Zeit im Home Office während Corona einsam und isoliert gefühlt haben. Selbstverständlich hat das Social Distancing im Privatleben während der letzten Monate noch einmal zusätzlich dazu beigetragen. Doch ältere Forschungen zeigen auch, dass Home Office Worker auch vor der Pandemie bereits von Einsamkeit betroffen waren und sich dies negativ auf die Leistung auswirken konnte. 

Vielen Menschen hat es gefehlt, gemeinsam im Büro zu sein und mit Kollegen von Angesicht zu Angesicht sprechen zu können. Einen wesentlichen Punkt sehen viele auch darin, Arbeits- und Privatleben besser auseinanderhalten zu können, wenn diese beiden Bereiche auch örtlich getrennt voneinander sind. Im Home Office hingegen verschwimmen die Grenzen schnell und es kann mitunter schwerfallen, richtig abzuschalten. 


 

Für viele ist das Büro ein lebendiger, sozialer Treffpunkt. Auch wenn einige Personabteilungen versucht haben, die sozialen Aspekte der Arbeit durch virtuelle Möglichkeiten auch in Zeiten von Corona zu ermöglichen, lieferten diese keinen vollen Ersatz. Wirkliche Beziehungen zwischen Menschen bauen sich eben nur von Angesicht zu Angesicht auf und das wiederum hat positiven Einfluss auf Produktivität und Kreativität. 

Bessere Kommunikation, Zusammenarbeit und Kreativität

Online Tools haben das Home Office während der Coronakrise erst ermöglicht. Sie waren die Nabelschnur, die die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmen überhaupt am Leben gehalten haben. Doch ein virtuelles Meeting ist etwas ganz anderes als ein physisches Treffen. Auch wenn Videotelefonie und Meeting Softwares bereits weit fortgeschriten sind, ist es deutlich einfacher, im realen Leben miteinander zu kommunizieren und Beziehungen miteinander aufzubauen. 

Naheliegend ist auch, dass uns echte soziale Kontakte gut tun und zu unserer mentalen wie biologischen Gesundheit beitragen. Denn im Kontakt mit Menschen spielt sich weit mehr ab als lediglich der Austausch von Worten. 

Die berühmten Ideen aus der Kaffeeküche

Darüber hinaus verleiht echter Austausch von Angesicht zu Angesicht der Kreativität einen regelrechten Schub. Nicht umsonst wissen führende Firmen, dass die besten Ideen in der Kaffeeküche geboren werden. Dort nämlich, wo keine geplanten, terminierten Besprechungen stattfinden, sondern zwischen Tür und Angel die Grenze zwischen beruflichem und privatem Austausch verschwimmt. Aus genau diesem Grund bietet etwa Google seinen Mitarbeitern zahlreiche Einrichtungen vom Billardtisch über hochklassige und attraktive Kantinen und Cafés bis hin zum Fitnesscenter, um diesen zeitlichen Bereich der Interaktion weiter auszuweiten. 

Die Frage des produktiven Home Offices

Ein weiterer Punkt, der noch lange Stolperstein auf dem Weg zu einer reinen Home-Office-Gesellschaft sein könnte, ist der, dass nicht alle Menschen über perfekte Arbeitsbedingungen zuhause verfügen. Nicht jeder hat einen eigenen Büroraum zur Verfügung und kann dort in Ruhe und gut arbeiten, hat alle technischen Austattungen parat und dazu noch eine gute Internetverbindung. 

Home Office oder Großraumbüro? Die Zukunft ist hybrid

Die letzten Monate haben vielen Unternehmen sicherlich aufgezeigt, dass Home Office bzw. mobiles Arbeiten nichts ist, wovor jemand Angst zu haben braucht und besser funktioniert als vermutet. Doch das bedeutet noch nicht, dass es auch überall und immer sinnvoll ist, auf Home Office zu setzen. Den Angestellten mehr Freiheit bei der täglichen Wahl ihres Arbeitsortes zu lassen und damit die Vorteile aus beiden Welten miteinander zu vereinen scheint jedoch ein realistisches Modell darzustellen, wie wir in Zukunft arbeiten werden. 

 

 

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