Für die Transkription stehen unterschiedliche Systeme hinsichtlich Transkriptionsregeln zur Verfügung, nach welchen gesprochene Sprache verschriftlicht werden kann. Die Bereiche, in denen die Transkription zur Anwendung kommt, sind vielfältig. Im Grunde lassen sich sämtliche Audioaufnahmen transkribieren, etwa Interviews, Gruppendiskussionen, Reden und Vorträge. Unerheblich, für welchen Bereich die Transkription durchgeführt wird, kommt es auf ein hohes Maß an Genauigkeit und Sorgfalt an. Es geht in erster Linie darum, das Audiomaterial bestmöglich zu verschriftlichen, also ein Transkript zu erstellen.
Transkriptionsregeln nach Dresing und Pehl
Eine bevorzugte Variante der Transkription erfolgt nach den Transkriptionsregeln von Dresing und Pehl. Die Dresing und Pehl Transkription eignet sich optimal zum Verschriftlichen von Interviews und Videos. Dabei kann nach den einfachen Transkriptionsregeln oder den erweiterten Transkriptionsregeln vorgegangen werden. Mit den Transkriptionsregeln nach Dresing und Pehl steht ein weit verbreiteter Transkriptionsstandard zur Verfügung. Diese Transkriptionsregelnstellen eine gute Richtlinie für die Transkription von Interviews und anderen Audioaufnahmen dar. Da jedoch jede Untersuchung, jedes Interview usw. individuell ist, lässt sich mit den Transkriptionsregeln nach Dresing und Pehl durch die erweiterten oder vereinfachten Transkriptionsregeln zumindest etwas standardisieren, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse herzustellen.
Vereinfachtes Transkriptionssystem nach Dresing und Pehl
Die Transkription nach den vereinfachten Transkriptionsregeln erfolgt wortgetreu wie nach den erweiterten Regeln, allerdings stehen der Inhalt und die Textverständlichkeit im Vordergrund. Der große Unterschied liegt darin, dass die einfache Transkription auf Wortwiederholungen, Stottern, Einwürfe, Pausen und Verständnissignale verzichtet. Folgende Transkriptionsregeln gelten für die einfache Transkription:
- Die Transkription erfolgt wörtlich und nicht lautsprachlich. Dialekte werden so gut es geht ins Standarddeutsche übersetzt. Sollte es nicht möglich sein, den Dialekt zu übersetzen, behält man diesen bei.
- Wort- und Satzabbrüche, aber auch Stottern usw. werden nicht berücksichtigt. Werden Wörter doppelt gesprochen, bleiben diese unberücksichtigt, sofern sie nicht als Stilmittel eingesetzt werden, um etwas besonders zu betonen. Zum Beispiel: „Das ist mir sehr, sehr wichtig.“
- Wortverschleifungen werden nicht transkribiert. Vielmehr werden diese dem Schriftdeutsch angenähert. So wird aus „so’n Buch“ „so ein Buch“ oder aus „hamma“ wird „haben wir“. Auch wenn der Satzbau fehlerhaft ist, wird dieser wie gesprochen übernommen. Zum Beispiel: „bin ich nach Kaufhaus gegangen“.
- Interpunktionen werden so gesetzt, dass eine gute Lesbarkeit erreicht wird. Senkt der Sprecher seine Stimme oder äußert er eine uneindeutige Betonung, setzt man bevorzugt einen Punkt. Grundsätzlich geht es darum, die Sinneinheiten beizubehalten. Wortverwerfungen können geglättet werden, doch im Grunde geht es um das wörtliche Transkribieren.
- Pausen werden durch drei Auslassungspunkte in Klammern gekennzeichnet.
- Verständnissignale wie „mhm, aha, ja“ usw. werden nicht transkribiert, außer es die einzige Antwort bzw. Aussage. In diesem Fall wird in Klammer die nähere Bedeutung angeführt. Zum Beispiel: „mhm (bejahend)“ oder „mhm (verneinend)“.
- Durch Großschreibung werden besonders betonte Wörter und Äußerungen gekennzeichnet.
- Für jeden Sprecherbeitrag wird ein eigener Absatz verwendet. Der Interviewer wird dafür mit „I“ gekennzeichnet, die befragte Person mit „B“. Bei Gruppendiskussionen werden die „B“ nummeriert. Dabei werden auch kurze Einwürfe der Sprecher separat transkribiert. Am Ende jedes Absatzes wird eine Zeitmarke eingefügt.
- Lachen, seufzen oder andere emotionale, nonverbale Äußerungen werden in Klammer angeführt. Dies soll die Aussage unterstützen bzw. verdeutlichen.
- Unverständliche Passagen werden mit (unv.) und der Zeitmarke gekennzeichnet. Dauert die unverständliche Passage länger, wird auch die Ursache angeführt, zum Beispiel Handystörgeräusch, Mikrofon rauscht usw. Nicht eindeutig erkennbare Wörter oder Wortlaute, bei denen man unsicher ist, werden mit einem Fragezeichen am Ende in Klammer gesetzt. Wichtig ist es, bei allen unverständlichen Textstellen eine Zeitmarke einzufügen.
- Das Speicherformat für die einfache Transkription nach Dresing und Pehl ist das Rich Text Format .rtf. Der Speichername entspricht dabei stets dem Namen der Audiodatei.
Erweitertes Transkriptionssystem nach Dresing und Pehl
Die erweiterte Transkription nach Dresing und Pehl unterscheidet sich in ein paar Punkten von der vereinfachten Transkription. Erweiterte Transkriptionsregeln sehen vor, dass Wort- und Satzabbrüche markiert werden. Außerdem werden die Pausen entsprechend der Länge gekennzeichnet. Dabei steht pro Sekunde Pause ein Auslassungspunkt, wobei maximal drei Punkte angeführt werden. Des Weiteren werden Sprecherüberlappungen mit // gekennzeichnet. Innerhalb dieser Zeichen wird der gleichzeitig gesprochene Text angeführt. Nicht sprachliche Vorgänge und parallel ablaufende Handlungen werden in Klammern geschrieben.
Vereinfachte Transkriptionsregeln oder erweiterte Transkription?
Bevor man festlegt, welches Transkriptionssystem verwendet werden soll, ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, wofür die Audiotranskription benötigt wird. In erster Linie geht es darum, sich klar zu machen, ob es wichtig ist zu wissen, wie etwas gesagt oder mehr Bedeutung darauf liegt, was gesagt wurde. Sollen Intonationen interpretiert werden oder sind diese eher nebensächlich? Sollen anschließend Analysen und Vergleiche erstellt werden, kommt es vor Allem darauf an, was im Interview gesagt wurde. Kommt es somit hauptsächlich auf den Inhalt und das Wissen des Befragten an, ist die einfache Transkription zu bevorzugen. Dabei werden keine Pausen, Lachen oder Zögern notiert, sondern ausschließlich das Gesagte. Erweiterte Transkriptionsregeln sind dann empfehlenswert, wenn man die Antworten des Befragten interpretieren möchte und auch seine Emotionen berücksichtigt werden sollen. Für Transkriptionen einer qualitativen Befragung eignen sich die erweiterten Transkriptionsregeln, da auch Emotionen usw. in die Transkription einfließen.
Kodierung und Formatierung nach Dresing und Pehl
Die Transkriptionsregeln von Dresing und Pehl sehen bestimmte Formatierung und Kodierungen vor. Zeichen und Abkürzungen werden ausgeschrieben, wie zum Beispiel Prozent oder Meter. Wortverkürzungen werden so geschrieben, wie sie gesprochen werden. Das heißt, „runtergehen“ wird nicht zu „heruntergehen“ oder „mal“ wird nicht zu „einmal“. Die Groß- und Kleinschreibung für englische Begriffe wird nach den deutschen Rechtschreibregeln behandelt. Anredepronomen werden nach den Transkriptionsregeln von Dresing und Pehl in der zweiten Person klein, in der Höflichkeitsanrede groß geschrieben. Im Fließtext werden Zahlen bis Zwölf ausgeschrieben. Dezimalzahlen und mathematische Gleichungen werden in Ziffern angegeben. Geht es um ungefähre Zahlenangaben, werden diese ebenfalls ausgeschrieben.
Wichtige Zeichen bei der Transkription nach Dresing und Pehl
Nach Dresing und Pehl gibt es bei der Audiotranskription ein bestimmtes Zeicheninventar, das der Nutzer anwendet. Dazu gehört unter anderem die Pause, die mit (…) gekennzeichnet wird. Die Gesprächsteilnehmer werden mit Buchstaben angeführt. Nonverbale Äußerungen werden in Klammer gesetzt und geschrieben, wenn es sich um Charakterisierungen handelt, die die Aussagen unterstützen. Diese Charakterisierungen werden stets vor der entsprechenden Stelle angegeben. Die Zeitmarke wird zwischen dem Nummernzeichen # geschrieben bzw. angeführt. Vermutete Wortlaute sind in Klammer mit einem Fragezeichen angegeben.
Möchten Sie auch Ihre Interviews nach Dresing & Pehl transkribieren lassen? Holen Sie sich jetzt Ihr Angebot von officeworx.at