Wir sollten uns daran erinnern, wozu das Leben da ist. Es ist nämlich nicht dazu da, 8 Stunden am Tag oder länger Tag für Tag in einem Raum vor einem Bildschirm zu sitzen. Es gelingt uns vielleicht nicht so einfach, die 8 Stunden zu reduzieren, aber vielleicht gelingt es uns ja, jeden Tag ein Stückchen mehr zu genießen, indem wir die 8 Stunden aufteilen. Vielleicht in eine produktive Vormittags-Session und eine mit anderen, vielleicht kreativeren Tätigkeiten ausgestaltete Nachmittags- oder Abend- und Nachtphase.
Die Sonne ist doch dazu da, um genossen zu werden
Es ist für viele der Grund, warum wir in Urlaub fahren und die die meisten von uns sich stundenlang an den Strand legen und dort absichtlich der Sonne aussetzen. Es ist einfach ein gutes Gefühl, die Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren und zu sehen, wie auch das Hautbild sich verbessert. Die Sonne tut uns gut und hilft uns, Vitamin D zu tanken, bevor wieder die kältere Jahreszeit kommt. Warum tun wir zu Hause so, als wäre es ein lästiges Übel, obwohl uns der Sommerurlaub ohne Sonne und heiße Temperaturen kaum erträglich scheint?
Die Idee zu diesem Beitrag kam während einer Siesta-Pause bei 31 Grad im Schatten. Doch gerade jetzt, wo aufgrund der Corona-Maßnahmen weit mehr Menschen als sonst zu Hause im Home Office sitzen und hinsichtlich ihrer Arbeitszeiteinteilung mitunter mehr Freiheiten genießen als je zuvor, scheint das Thema wieder besonders aktuell.
Ist wirklich alles schlecht an der verordneten Quarantäne?
Keine Frage, die Situation ist herausfordernd und die Krankheit ist schlimm. Doch nicht jeder von den wenigen Kontakten, mit denen ich mich momentan austauschen kann, sieht nur Nachteile in der Tatsache, dass die meisten Geschäfte geschlossen haben, die Straßen leerer sind und die Flugzeuge am Himmel seltener. Sie können dem Umstand durchaus etwas abgewinnen, aus den üblichen Wochenrhythmen rausgerissen zu werden, sich nicht ständig zu Angeboten und Events hinreißen zu lassen oder auch den wöchentlichen Restaurantbesuch mit der Freundesrunde oder mit der Familie, den sie ohnehin schon Jahre ohne Unterbruch gepflegt haben, einfach einmal ausfallen lassen zu können.
Ferragosto im Frühling
Es scheint, als ob es vielen gelingt, endlich mal wieder runter zu kommen, alles wieder auf ein gesundes menschliches Maß zu bringen und weniger getrieben zu sein als sonst. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum es bei den Italienern den Ferragosto gibt. Die Zeit im August jeden Jahres, in dem das administrative und wirtschaftliche Leben im Land für einige Wochen zum Erliegen kommt. Wer in dieser Zeit schon einmal versucht hat, italienische Fliesen zu bestellen, kann ein Liedchen davon singen. Denn die Italiener halten sich strikt daran.
Wäre eine solche Zeit auch hierzulande denkbar oder sinnvoll? Der Arzt und Autor Rüdiger Dahlke ist der Meinung, dass jede Krankheit, die uns als Menschen widerfährt, uns in Wahrheit nur aufzeigen möchte, dass in unserem Leben etwas falsch läuft. Und manchmal zwingt uns ein Burn-out oder auch nur eine Erkältung dann zur Pause, wenn wir nicht rechtzeitig auf unseren Körper gehört haben. Vielleicht möchte diese Pandemie der gesamten Menschheit gerade aufzeigen, dass etwas falsch läuft. Vielleicht sollten wir uns auch überlegen, ob wirklich ständig alles das gesamte Jahr hindurch auf vollen Touren laufen muss. Oder ob es auch möglich wäre, für einige Wochen im Jahr, vielleicht ja tatsächlich schon im April, gesamtgesellschaftlich eine Pause einzulegen. Und zwar, um uns daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist und uns eine „Entschuldigung“ dafür zu geben, mal einen Gang runter zu schalten und Zeit für uns zu haben. Am besten, bevor wieder ein schlimmes Ereignis eintreten muss, um uns das erkennen zu lassen.